Tuesday, January 5, 2010

Cruisin' in America - der amerikanische Führerschein

Als wir gerade unserer Nachbarin beim Rückwärtsfahren aus dem Parkinglot zuschauten, mussten wir an unsere Fahrprüfung denken. Auch wenn es nun schon einige Monate her ist, so wollen wir Euch diese Episode nicht vorenthalten.

Nach meiner definitiven Einreise Ende März 2009 aus der Schweiz wollten wir unser neues Leben hier in den USA nun so richtig einrichten. Dazu gehören verschiedene Sachen wie Kreditkarten, Social Security Number oder eben auch der amerikanische Führerschein. Gut, die Social Security (das gleiche wie die schweizerische AHV-Nummer) haben wir bereits im Oktober 2008, als wir für den Kauf der Lodge hier waren, in die Wege geleitet. Die Karten wurden dann auch Mitte Dezember 2008 bereits ausgestellt. Dieses Hindernis war für uns also nur ein kleines.

Über den amerikanischen Führerschein gibt es wahrlich zahlreiche Geschichten und sicherlich ist jede irgendwie anders. Unsere geht folgendermassen:

An einem schönen Mittwochmorgen, dem 22. April 2009 haben wir uns vorgenommen, Informationen zur Führerprüfung bei der örtlichen Polizei zu ergattern und eventuell einen ersten Versuch für die Theorieprüfung in Angriff zu nehmen. Der freundliche Polizist meint, wir sollen einmal Platz nehmen und doch gleich den Prüfungsfragebogen ausfüllen. Auf die Frage, ob Übersetzungshilfsmittel in irgendwelcher Art erlaubt wären, winkt dieser freundlich ab und meint, es ist nichts ausser Bleistift und Radiergummi erlaubt! Sonja überkommt kurzzeitig eine kleine Panikattacke und sie will die Prüfung später, mit entsprechender Vorbereitung anpacken, derweilen ich mich mutig genug finde, einen ersten Anlauf zu riskieren. Der Polizist fordert Sonja hingegen freundlich auf, doch die Prüfung einfach zu versuchen - wenn sie etwas nicht verstehen sollte, so würde er ihr mit allen möglichen Worten umschreiben, was das Ziel der Frage sein könnte - natürlich ohne das eigentliche Ergebnis auszuplaudern. Eine Mithilfe meinerseits wurde strikte abgelehnt. Schon nach kurzer Zeit sehe ich nach rechts und entdecke Sonja verzweifelt um Antworten ringen. Sie meint, dass sie viel zu wenig verstehen würde und es so keinen Sinn macht, die Prüfung auch nur ansatzweise absolvieren zu können. Derweilen der Polizist ruhig und sachlich meint, sie solle doch einfach versuchen, die offenen Fragen bestmöglichst zu stellen, damit er ihr dann entsprechend helfen könne. Nach einigen ermutigenden Worten setzt Sonja die Prüfung dann doch weiter und versucht, händeringend und um Worte suchend, die verbleibenden Fragen bestmöglichst zu beantworten.

Nun gut, da sitzen wir also und brüten über die angeblichen 50 Fragen die dann doch nur 25 waren und versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen eine Antwort anzukreuzen. Die offenen Fragen von Sonja werden von unserem Aufpasser freundlich und hilfsbereit beantwortet so dass Sonja mindestens erahnen sollte, was die richtige Antwort denn sein könnte. Gut, dass die Englischkenntnisse in den letzten Monaten bereits markant zugelegt haben.

Nach einiger Zeit war ich mit meinem Fragebogen durch und übergab nach einer letzten Kontrolle den Fragebogen zur Überprüfung. Der Polizist schwenkt den Fragebogen durch seine Kontrollmaschine, welche da und dort etwas piepst und rattert. Sein Blick verrät mir, dass es wohl geklappt haben könnte!? Mit seinen aufmunternden Worten "well done" habe ich die Bestätigung und kann etwas entspannt zurücklehnen. Sonja ist auch kurz danach mit ihrem Fragebogen fertig. Die Kontrollmaschine juckt und ruckt und piepst ein zweites Mal und der Polizist meint auch hier "well done"! Wie bitte? Das war's schon? Irgendwie wissen wir beide nicht ganz, was da geschehen ist, aber auf jeden Fall halten wir eine schriftliche Bestätigung in Händen, dass wir beide die theoretische Prüfung des States Arkansas mit Erfolg bestanden haben. Gleich am Nachmittag können wir noch den praktischen Teil absolvieren und wenn dieser auch erfolgreich verläuft, erhalten wir umgehend den Führerausweis. Der Polizist meinte schon, dass wir mit unseren europäischen Fahrkünsten wohl kaum Probleme mit der Fahrpraxis hätten, er es dennoch als Pflicht anschaue, uns auch mit der praktischen Prüfung zu testen. Well, well, let's do it!

Pünktlich um 1 Uhr warten wir vor dem Polizeigebäude. Da es Vorschrift ist, dass eine Person, welche den amerikanischen Führerschein bereits besitzt, uns zur praktischen Prüfung begleiten muss, mobilisierten wir kurzerhand David als Garant. Scheinbar wussten auch andere davon, dass man pünktlich erscheinen muss, denn wir mussten etwas über eine halbe Stunde warten, bis wir dann an die Reihe kamen. Zuerst musste ich mich ans Steuer setzen und im amerikanischen Sinn gemächlich und übervorsichtig den Weg vom Polizeigebäude hinunter in den historischen District, immer wohl darauf achtend, nicht zu schnell zu fahren, zu absolvieren. Gelegentlich gibt der Polizist noch Tipps und Anweisungen, was ich hätte besser machen müssen, doch seine Korrekturen halten sich in Grenzen und scheinbar liegen meine Fahrkünste in seinem Tolerenzbereich. Nach etwa 4 - 5 Meilen erreichen wir Downtown wo dann ein Fahrerwechsel stattfindet. Sonja darf dann den gleichen Weg mit der gebührenden Vorsicht wieder zurück zum Polizeigebäude zurücklegen, was sie natürlich bravurös beendet.

Zurück an der Great Passion Play Road meint der Polizist, dass wir beide die Prüfungen bestanden hätten und er uns dazu herzlich gratuliere. Stolz nehmen wir von diesen Resultaten Kenntnis und kehren "erfolgreich" zurück zur Lookout Lodge.

Bereits am nächsten Tag fahren wir rüber nach Berryville zum entsprechenden Office und übergeben unsere Prüfungsberichte den entsprechenden Damen. Nachdem wir die obligaten Minuten gewartet hatten, mussten wir uns einem kleinen Sehtest unterziehen und sie machte gleich noch die entsprechenden Fotos für die Ausweise. Nach weiteren Minuten überreichte sie uns die neuen amerikanischen Führerausweise welche wir mit gebührender Würde freundlich entgegennahmen. Die Kosten für die Ausweise von $50.00 mussten noch schnell beglichen werden bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen durften. Ab jetzt müssen wir also vorsichtiger fahren, weil der Driving Record, also die Art wie man fährt und welche Bussen man erhält, insbesondere für die Versicherungsdeckung von grosser Bedeutung ist.

Hier noch unser Beweise:





Wieder einmal etwas gelernt! Probieren geht definitiv über studieren.