Saturday, May 12, 2012

Amerikanische Housekeepers

Jedes noch so grosse Hotel oder Motel kann immer wieder Hilfe brauchen und dazu gibt es den Job als Housekeeper (Zimmermädchen).

Als wir unser Motel vor mehr als 3 1/2 Jahren kauften, starteten wir mit einem Generalmanager und einer Housekeeperin. David und Lisa führten die Lookout Lodge bis wir dann im Februar 2009 aus der Schweiz einwanderten.

Anfänglich reinigte Sonja alle Zimmer auf's Gründlichste, da die Weisungen unserer Vorbesitzer so waren, dass zum Beispiel der Boden jedes Mal gestaubsaugt und mit dem Swiffer-Tuch kurz überflogen wird. Einmal pro Monat sollte jedes Zimmer mit einem feuchten Mop aufgezogen werden. Was das zur Folge hatte, lässt sich sehr einfach beschreiben: unglaublich viel Dreck blieb am Boden kleben!

Sonja moppte jedes Zimmer vier-, fünf Mal bis das Wischwasser endlich etwas klarer im Kessel blieb. Das weitere gründlichere Reinigen der Böden führte dann mit der Zeit zu unserem "Swiss clean" Label, was hier in Eureka Springs einen gewissen Stellenwert eingenommen hat. Immer wieder werden wir darauf angesprochen, was es denn bedeuten würde - als einzig sinnvolle Antwort laden wir alle Interessierten jeweils zu einer Zimmerbesichtigung ein. Danach gibt es meistens keine weiteren Fragen.

Mit der Zeit und vorallem bei stark frequentierten Wochenenden reichen leider unsere vier Hände auch heute noch nicht immer, um unsere Zimmer rechtzeitig wieder zur Verfügung zu halten. Deshalb suchen wir alle Jahre wieder verlässliche Hilfen als Unterstützung für unseren Kleinbetrieb. Die Erwartungen sind jeweils wohl beidseitig hoch angesetzt (wir wollen eine Top-Arbeitskraft und sie wollen einen maximalen Stundenlohn bei minimalster Arbeit), und werden leider meistens nicht erreicht. Allzu häufig quittieren unsere Neuanstellungen den Job nach ein, zwei Wochen bereits und die ganze Suche fängt wieder von Neuem an.

Spannend sind immer wieder die Gründe, weshalb die Leute nicht zurück kommen. Von Todesfällen in der Familie, kranke Kinder, bis zum Auto, das den Geist aufgegeben hat, oder von besseren Arbeitsangeboten oder Umzügen haben wir schon alles gehört. Meistens kommt es auch nicht mehr zu Entschuldigungen, da sie einfach nicht mehr Erscheinen. Bisher bezahlten wir unsere Helfer jeweils nach getaner Arbeit am Sonntag, was dann eben dazu führte, dass ein nicht wiederkommen keine Konsequenzen für die Housekeepers hatte. Für dieses Jahr überlegten wir uns einen neuen Plan, welcher vorsieht, dass wir nur noch alle 2 Wochen bezahlen und dann nur 80% sofort, die restlichen 20% werden aufgeschoben auf den nächsten Zahltag. So hoffen wir, dass unsere Helfer sich wenigstens nochmals melden müssen, sofern sie das volle Gehalt beanspruchen wollen, bevor sie quittieren. Wenn jemand fair genug ist, und uns rechtzeitig wissen lässt, dass sie nicht mehr arbeiten wollen, erhalten sie natürlich den vollen Betrag am letzten Arbeitstag. Das gleiche Recht haben wir ja auch, wenn wir jemanden nicht weiterbeschäftigen wollen. So wie zum Beispiel die letzte Housekeeperin im Jahr 2011. Eigentlich hätte sie nochmals kommen sollen, doch weil Sonja sie beim Toilettenputzen massiv zurecht wies, hatte sie wohl genug und wir auch. Sonja sah, wie sie das Reinigungstuch für die Toilette in der Toilettenschüssel (!) auswaschte, dies obwohl sie 20 Jahre Erfahrung (!) als Housekeeperin habe und dazu noch eine eigene Reinigungsfirma (??) betrieb. Mit Kritik (...) können leider viele Amerikaner, trotz hochheiligem Versprechen, nicht umgehen.

Für uns ist es immer spannend, wenn uns die neuen Housekeeper ihre Geschichten von früheren Arbeitsplätzen erzählen. So wissen wir, welche Motels wie putzen und was die Gäste zu erwarten haben. Da gibt es Motels, welche chronisch zu wenig Wäsche haben und deshalb die "alten" Leintücher strecken für die neuen Gäste oder solche, wo die Housekeeper die Waschlappen der Gäste zum Reinigen der Toiletten verwenden. Oder dass auch teure, renommierte Hotels die Reinigungsmittel zusätzlich mit Wasser "strecken", nur um ein paar Cents zu sparen (deren Zimmer kosten mehr als $130 pro Nacht). Einige Motels geben den Zimmermädchen Zeitvorgaben wie etwas 20 Minuten maximum, was in unserem Fall in keiner Weise reichen würde. Eine trainierte Kraft braucht etwa 40 Minuten für ein reguläres Zimmer und 50 Minuten für ein Jacuzzi Zimmer. Unter dem Strich wissen wir, dass nur bei einzelnen wenigen Motels die Besitzer selbst Hand anlegen. Deshalb ist auch die Putzqualität häufig ungenügend.

Einzig im Jahr 2010 hatten wir grosses Glück mit Corrie, sie arbeitete fast 6 Monate für uns und war eine exzellente Hilfe. Sie putzte gut und schnell genug ohne schlampig zu werden und sie war stets freundlich und ruhig.
An ihrem ersten Arbeitstag hätten wir ihr niemals zugetraut, dass wir sie so lange beschäftigen würden, da sie sehr introvertiert und sanft wirkte, als ob sie niemals solch harte Arbeit durchstehen würde. Doch sie lehrte uns eines Besseren und liess uns nie hängen. Hatte sie jemals ein Problem, so rief sie rechtzeitig an und liess uns wissen, wann sie da sein würde - ein grossartiges Girl, welches wir bis heute in sehr guter Erinnerung behalten haben.

Auch dieses Jahr haben wir bereits unser "Glück" versucht und leider bisher nichts Taugliches gefunden. Hilfe naht aber bald, wenn wir Besuch aus der Schweiz erhalten werden Ende Mai. Nicht dass wir völlig verzweifelt sind, aber wir können eine zuverlässige Unterstützung jederzeit gebrauchen. Das wird uns Zeit geben, Arbeiten nachzugehen, welche häufig keine Zeit finden und natürlich soll es auch eine gewisse Entlastung in Spitzenzeiten sein. Hoffen wir, dass es Karin gefällt und sie viele gute Erinnerungen nach Hause mitnehmen wird.

Das ganze Elend mit unseren Housekeepern hat uns auf eine andere Idee gebracht. Warum nicht jemandem aus Europa die Gelegenheit offerieren, sich für einige Wochen oder auch Monate bei uns "anstellen" zu lassen?!? Gut, grosszügige Lohnangebote können wir nicht bieten, doch wir würden natürlich Kost und Unterkunft bereit halten und zusätzlich ein Taschengeld anbieten. Wäre das nicht etwas für jemanden, der mal Amerika aus einer anderen Sichtweise kennen lernen möchte? Wer sich für Näheres interessiert, einfach anrufen, schreiben, skypen oder emailen und wer weiss, vielleicht können wir unser Dauerproblem lösen.

Übrigens, wer den ersten Teil des Blogs gelesen hat und sich dabei gedacht hat, was ich während dieser Zeit gemacht habe, dem sei erklärt, dass ich damals noch 6 Wochen in der Schweiz arbeiten war und deshalb musste Sonja die ganze Arbeit alleine bewältigen.